Die Erziehungsberatung der Caritas in Nürnberg-Langwasser feierte 50-jähriges Jubiläum. Dabei waren unter anderen der Eichstätter Caritasdirektor Alfred Frank, der frühere Caritasdirektor und –präses Franz Mattes, die Leiterin des Jugendamtes der Stadt Nürnberg, Dr. Kerstin Schröder, der frühere Leiter der Caritas-Erziehungsberatung Michael Trips, der derzeitige Leiter Martin Seger, die Referentin für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg, Elisabeth Ries, und Trips Vorgänger Dieter Schmelzer (von links). Foto: Caritas / Peter Esser
Ihr 50-jähriges Jubiläum hat die Caritas-Erziehungs- und Familienberatung Nürnberg-Langwasser heute gefeiert. Über 50 mit der Einrichtung verbundene Menschen aus den Bereichen Caritas, Kirche, Politik, Schulen und Kindertageseinrichtungen nahmen daran im Garten der Beratungsstelle teil. Inhaltlich hatte die Erziehungsberatung ihre Feier unter das Caritasmotto "Ohne Liebe ist alles nichts" gestellt. "
Ort, an dem Menschen mit Sorgen nicht allein bleiben"
"Diese Einrichtung steht seit 50 Jahren verlässlich an der Seite von Kindern, Jugendlichen und Familien in schwierigen Lebenssituationen. Sie ist ein Ort, an dem Menschen mit Sorgen nicht allein bleiben, sondern gehört, ernst genommen und gestärkt werden", sagte denn auch Alfred Frank, Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Eichstätt, zu dem die Erziehungsberatung in Langwasser gehört. "Die Arbeit, die hier geleistet wird, geht weit über das hinaus, was mit Zahlen oder Statistiken zu erfassen wäre. Es geht um Vertrauen, um Entwicklung, um das Wiederfinden von Orientierung und Hoffnung - gerade in Zeiten, in denen Familien stark gefordert sind", ergänzte der Caritasdirektor.
Ob bei Erziehungsfragen, Schulproblemen, psychischen Krisen, familiären Konflikten oder der Suche nach dem eigenen Weg in einer zunehmend komplexen Welt - die Beratungsstelle sei für viele ein sicherer Hafen geworden, so Frank. "Besonders beeindruckt mich, wie offen und niedrigschwellig die Angebote gestaltet sind: unabhängig von Herkunft, Sprache, Religion oder Lebensform. Diese Haltung der Offenheit und des Respekts ist zutiefst caritativ." Ein berührendes Beispiel dafür ist für den Caritasdirektor die Arbeit mit geflüchteten Menschen aus der Ukraine. Dass eine russisch- und ukrainischsprachige Psychologin diesen Familien mit großer Empathie und kulturellem Verständnis zur Seite steht, sei ein Zeichen gelebter Menschlichkeit. Es zeige, wie wichtig es sei, nicht nur "über Menschen zu sprechen", sondern sie wirklich zu hören - in ihrer eigenen Sprache, mit ihrer Geschichte.
Auch der Einsatz für Kinder mit Verhaltensproblemen, die Unterstützung von Eltern bei schwierigen Erziehungsfragen, die Schulungen für Fachkräfte und das Engagement im Kinderschutz - all das zeigt laut Frank: "Diese Beratungsstelle denkt in Netzwerken, in Lebensrealitäten, in Lösungen." Der Caritasdirektor dankte allen, "die in den vergangenen 50 Jahren diese wichtige Arbeit möglich gemacht haben - besonders den engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit Fachkompetenz, Herz und Ausdauer den Alltag vieler Menschen ein Stück sonniger gemacht haben".
Martin Seger führte durch das Programm des Jubiläumstages, das unter dem Motto „Ohne Liebe ist alles nichts“ stand. Foto: Caritas / Peter Esser
Einrichtungsleiter Michael Seger bezeichnete die Erziehungsberatung als Erfolgsmodell. Das bestätigten nicht zuletzt die stetig steigenden Anmeldezahlen. "Wären diese ein Aktionskurs, wäre es eine hoch rentable Anlage", so Seger. Dies sei einerseits erfreulich, zeige es doch, "dass wir mit unserem Angebot sehr viele Menschen erreichen, unabhängig vom Alter der Kinder, der Herkunft, der gesellschaftlichen Schicht oder des Bildungsstandes". Andererseits offenbare es aber auch, "dass scheinbar immer mehr Familien unsicher sind, Probleme sehen oder haben, sich schwertun, ihre Kinder passend zu unterstützen oder sich angesichts vieler belastender Umgebungsbedingungen zunehmend hilflos fühlen".
Dass die Hilfe von Erziehungsberatungsstellen in Bayern effektiv sei, hat laut Seger erst kürzlich die deren Evaluation im Auftrag der bayerischen Staatsregierung gezeigt: "Über 80 Prozent der Beratungen wiesen hier positive Ergebnisse auf. Jede zweite Beratung erreichte sogar die höchste Effektstärkenstufe", informierte Seger. Vor allem wegen der großen Herausforderungen durch eine sehr heterogene Klientel, der steigenden Komplexität und der Vielzahl an Arbeitsfeldern werde der Erziehungsberatung eine weiter steigende Bedeutung vorausgesagt. Zudem sei die Erziehungsberatung eine vergleichsweise günstige Hilfe, die immer wieder der Jugendhilfe, dem Schulsystem oder dem Gesundheitssystem große Folgekosten erspare. Der Einrichtungsleiter dankte dem Caritasverband Eichstätt und der Stadt Nürnberg für deren Unterstützungen: der Stadt insbesondere für deren Zuschüsse für den Ausbau der muttersprachlichen Beratung von Geflüchteten nach Beginn des Krieges in der Ukraine. Er sagte aber auch: "Zu unserem Jubiläum wünschen wir uns, dass der zarte Ausbau unserer Personalstellen in eine dauerhafte Förderung übergeht, sodass wir nicht jedes Jahr in Unsicherheit bleiben, wie viele Stunden denn zur Verfügung stehen."
Trotz vieler Belastungen zuversichtlich
Seger dankte auch Schulen und Kitas für deren Kooperation und seinen eigenen Mitarbeiterinnen für deren Einsatz. "Dieser Einsatz geht oft weit über das normale Maß hinaus. Da wir es immer mit Menschen und damit auch Schicksalen zu tun haben, ist ein ‚Dienst nach Vorschrift‘ selten möglich", so Seger. Alle Mitarbeitenden verstünden sich als Vermittler von Zuversicht. Eine Kollegin habe das einmal mit den Worten "Wir werden für Hoffnung bezahlt" ausgedrückt. Seger sagte abschließend: "Dass es seit 50 Jahren eine niederschwellige und kostenfreie Beratungsmöglichkeit für Eltern, Kinder und Jugendliche gibt, ist ein Segen, und wir sehen trotz vieler Belastungen und Unsicherheiten dankbar, zuversichtlich und hoffnungsvoll in die Zukunft."
Die Referentin für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg, Elisabeth Ries, sagte in ihrem Grußwort, es freue sie, dass die Caritas-Erziehungsberatung in Langwasser Wertschätzung genieße. Sie sei in diesem Stadtteil des Ankommens und des Umbruchs "ein ganz besonders wertvoller Ankerpunkt". Vor allem die frühe Prävention sei das, was viele Familien und deren Kinder bräuchten. Der frühere Caritasdirektor und -präses Franz Mattes segnete die Einrichtung und sagte in seinem Impuls, der Mensch sei zur Gemeinschaft erschaffen und dazu, "zum Segen und Heil des anderen zu werden". Das gelte besonders für Menschen in sozialen Berufen.