Geschichte
Nach dem Krieg wurden sie von ihren Heimatländern als „Verräter“ eingestuft und sie mussten bei einer Rückkehr mit empfindlichen Strafen bis hin zum Tode rechnen. Sie blieben deshalb in Deutschland und lebten vorerst in Lagern, wie z. B. in Landshut und Ingolstadt (in der Friedenskaserne). Diese beiden Lager wurden vom Landescaritasverband Bayern betreut. Die Personen erhielten den rechtlichen Status „heimatlose Ausländer“. Sie hatten damit kein Heimatland mehr.
Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften errichteten Wohnungen, so dass sie sich eine Existenz in Deutschland aufbauen konnten.
Einige jedoch blieben in den Lagern. Sie kamen mit dem Leben nicht mehr ganz zurecht. Sie hatten alle ihre Angehörigen verloren; sie konnten nicht mehr zurück in ihre Heimat; sie hatten viele individuelle Verletzungen und Schädigungen der Psyche und des Körpers erlitten; sie hatten nur geringe Kenntnisse der deutschen Sprache und dadurch waren sie zusätzlich isoliert. Psychische Erkrankungen und Alkoholprobleme waren die Folge.
Die Vereinten Nationen und der Bayerische Staat haben dann die Finanzen bereitgestellt, damit in Bayern für diese Restgruppe der „Zwangsarbeiter“ Heime gebaut werden konnten. Der Caritasbetreuer, Walter Lukas, hat sich dafür eingesetzt, dass neben Landshut auch in Ingolstadt ein solches Heim gebaut wurde. Der Caritasverband für die Diözese Eichstätt übernahm die Trägerschaft.
1964
Am 28. Mai 1964 wurde das Heim eingeweiht. Sein Name: “Wohnheim für alleinstehende heimatlose Ausländer“. Die Anschrift war „Gabelsbergerstraße 44" (später von der Stadt Ingolstadt der Hugo-Wolf-Straße zugeordnet). Es waren insgesamt 72 Plätze in Einzel- und Doppelzimmern geplant.
Das Mittagessen wurde vom Kolpinghaus bezogen und mit dem Handkarren hergeschafft. Das Abendessen wurde im Heim selbst bereitet. Das Frühstück machten sich die Bewohner selbst. Später, etwa ab 1966, nach dem Bau des Caritas Altenheimes, wurde das Mittagessen teilweise von dort bezogen.
1965
Anfang 1965 wurden bei freigewordenen Plätzen auch Nichtseßhafte und Strafentlassene aufgenommen. Auch der damalige Gerichtsassessor und spätere Oberbürgermeister Peter Schnell fragte nach Plätzen für seine verurteilten Probanden nach.
Im September 1965 wurde ein Wohnhaus in der Seeholzerstraße gekauft. In Einzel- und Doppelzimmern konnten nochmals 14 Betten im I. OG und im Dachgeschoss geschaffen werden.
Im EG wurde eine Beratungsstelle für Suchtkranke aufgebaut. Diese Beratungsstelle wurde dann ca. 1973 aus fachlichen Gründen ausgegliedert, zunächst als eigenständige Beratungsstelle geführt bis sie etwa um das Jahr 2000 in die Caritas Kreisstelle Ingolstadt integriert wurde. Das Wohnhaus wurde etwa 1979 verkauft. Die Einnahme wurde für den Bau der KFZ-Werkstätte verwendet.
Im Wohnheim in der Gabelsbergerstraße wurde der Keller teilweise für Arbeitstherapie ausgebaut um die Bewohner beschäftigen zu können. Für die Ingolstädter Firma Brunnquell wurden Elektrostecker montiert. Die Teile wurden immer per Handkarren hin- und her gebracht.
1966
Für die Freizeit wurde 1966 eine Kegelbahn errichtet, an Stelle der heutigen KFZ-Werkstätte.
Immer mehr Anfragen von Nichtseßhaften und Straffälligen kamen, so wurden Notplätze im Keller eingerichtet und auch in den Zimmern wurden zusätzliche Betten aufgestellt. Das Heim war oft mit bis zu 110, statt der 72 Personen belegt. Streit und Alkoholexzesse waren an der Tagesordnung. Aber im Winter konnten die vorsprechenden Personen nicht abgewiesen werden.
1968
wurde der Name in „Eingliederungsheim“ abgeändert.
1975
wurde die heutige Schreinerei mit Malerei und Schlosserei errichtet, aber nur im Erdgeschoß.
1979
Verkauf der Seeholzerstraße.
1980
wurde die KFZ-Werkstatt errichtet und die Malerei und Schlosserei integriert. Die dort bestehende Kegelbahn und Garagen mussten dem Neubau weichen.
1982
wurde eine Obstsafterei, erst mit Handpresse und dann mit einer Hydraulikpresse bis 1994 betrieben. In drei Monaten (September bis November) wurden bis zu 80.000 Liter Apfelsaft gepresst.
Ebenfalls wurde eine Räucherkammer für Fleisch und Wurst errichtet, zuerst für den Eigenbedarf und dann etwas später auch für Kunden. Von November bis Januar wurden ca. 2.000 kg Fleisch und Wurst geräuchert. Die Räucherei war in der jetzigen KFZ-Werkstatt untergebracht. Sie wurde im Jahr 2000 eingestellt.
1983
wurden in Etting 2 Felder gepachtet für den Gemüseanbau bzw. als Ausweitung der arbeitstherapeutischen Möglichkeiten. 1989 wurde diese Tätigkeit wieder eingestellt.
Von der Stadt Ingolstadt wurden die Straßenapfelbäume von Etting nach Oberhaunstadt angepachtet zur Obstverwertung. Wieder beendet 1991.
1984
Beginn des ersten Ausbildungsangebotes zum Schreiner.
Anpachtung der Straßenobstbäume (Kirschen) von Ingolstadt nach Gerolfing. Wegen der unfallgefährdeten Lage beim Pflücken wurden diese nach ca. 4 Jahren wieder aufgegeben.
1985
Anpachtung eines Gartens mit ca. 1000 qm in der Hugo-Wolf-Straße bis März 1991.
Ebenfalls in der Hugo-Wolf-Straße wurde ein dort freies Gelände mit ca. 2.000 qm von der Firma Edeka angepachtet und ein Holzplatz errichtet. Dort wurde Brennholz für den Verkauf und für den Eigenbedarf gefertigt. Der Platz konnte bis September 1990 genutzt werden, dann wurde dieser Betriebszweig aufgegeben.
1986
Aufstockung der Schreinerei.
1988
Namensänderung in „Caritas Wohnheime und Werkstätten“.
Weiteres Ausbildungsangebot für Maler und Lackierer.
Im Februar Erwerb eines Grundstücks in Etting mit ca. 3000 qm. Dort sollte der künftige Holzplatz errichtet werden. Durch Widerstand von Anliegern konnte das Projekt nicht verwirklicht werden. Das Grundstück wurde dann parzelliert und 1992 wieder verkauft.
1989
Erwerb des Klosters und Internats St. Alfons; 1 Jahr als Asylunterkunft von der Stadt Ingolstadt bis 1991 angemietet.
1990
Der Arbeitsbereich „Umwelt, Garten und Forst“ wurde im Januar gegründet; heute Garten- und Landschaftsbau.
Im Juli wurde ein Holzlagerplatz in Hepberg angepachtet. Dort wird das Holz für die Schreinerei gelagert.
1993
Im Januar wurde vom Caritas-Altenheim in Greding ein Waldgrundstück zur weiteren Pflege und Nutzung übernommen.
Im Mai wurde der Gebrauchtwaren-Markt mit Recyclinghof in der Bruhnstraße eröffnet.
Im September Fertigstellung des Umbaus St. Alfons in ein Wohnheim;
1994
Im März wurde das „Forum Weiterbildung“ in St. Alfons gegründet. Eine Caritasinterne Fortbildung. Das Projekt musste nach ca. 2 bis 3 Jahren wegen mangelnder Nachfrage wieder aufgegeben werden.
1995
Ab 01.01. kam Essen auf Rädern offiziell zur Einrichtung.
Im März wurde ein Arbeitsbereich „Elektronik-Demontage“ mit 29 Beschäftigten in der Regensburger Straße errichtet. Wegen fehlender Gesetzesgrundlage und damit fehlender Finanzen musste das Projekt nach zwei Jahren wieder schließen.
Im Mai wurde der Küchenneubau fertig, die Heime und Essen auf Rädern konnten nun bestens bekocht werden.
1998
Umbau des Klostertraktes in 16 Mietappartement (Patres sind Ende 1997 ausgezogen). Erstbezug der Appartement am 01.02.1999.
1999
Verlagerung der Schlosserei und des Garten- und Landschaftsbaues nach Gaimersheim.
Im September wurde die „Pro Chance GmbH“ als Beratungsfirma für Langzeitarbeitslose gegründet. Wegen der neuen gesetzlichen Bestimmungen musste die Tätigkeit zum 31.12.2003 eingestellt werden.
2000
Im Oktober Aufgabe des alten Gebrauchtwaren-Marktes in der Bruhnstrasse und Umzug in den neu gebauten Markt in Gaimersheim.
2001
Im Oktober wurde die Prodie gGmbH mit Sitz in Gaimersheim gegründet. Sie ist eine Beschäftigungsgesellschaft für langzeitarbeitslose Menschen.
2003
In der Einrichtung wird das Umweltmanagement und Qualitätsmanagement gestartet. In diesem Zusammenhang steht die Inbetriebnahme einer Hackschnitzelheizung für das Wohnheim und die Werkstätten in der Hugo-Wolf-Straße.
2004
Die erste Umweltschutzerklärung wurde erstellt.
2005
Am Standort Gaimersheim wurde eine benachbarte Gewerbehalle gekauft. Ebenfalls in Gaimersheim ist der Imbiss "Caritas-Stüberl" im November eröffnet worden.
Als neuen Dienst bietet die Einrichtung seit Oktober 6 Zuverdienstarbeitsplätze für psychisch Kranke und/oder Suchtkranke an.
Für benachteiligte Jugendliche sind in Kooperation mit dem Jobcenter Ingolstadt, der Agenturen für Arbeit, der Jugendämter Ingolstadt, Eichstätt und Pfaffenhofen 12 geförderte Ausbildungsplätze geschaffen worden. Neu ist die Ausbildung zum Recycling-Monteur.
2006
Seit Januar werden die beiden Caritas-Altenheime in Gerolfing und Gaimersheim auch am Samstag und Sonntag mit Mahlzeiten aus der Großküche beliefert. Neu hinzugekommen ist seit August die tägliche Belieferung des Caritas-Altenheimes St. Pius in Ingolstadt.
Die Umbaumaßnahmen der benachbarten Gewerbehalle sind abgeschlossen. Im März konnte die Recycling-Werkstatt bezogen werden. Im Mai folgte die Eröffnung des Kleidermarktes.
Erneut konnten 12 Jugendliche eine geförderte Ausbildung im September beginnen.
2007
Im Oktober ist oberhalb des Kleidermarktes der Büchermarkt eröffnet worden.
Die erfolgreichen Ausbildungsverhältnisse konnten auch 2007 wieder mit 14 Jugendlichen fortgesetzt werden.
2008
Die bestehenden 6 Zuverdienstarbeitsplätze sind um weitere 6 Plätze erweitert worden. Im Juni nehmen die Fahrradwerkstatt (in Gaimersheim) und die Kreativwerkstatt (kunst&bunt) ihren Betrieb auf. Die Kreativwerkstatt kommt in der neu gekauften Gewerbehalle in der Gaimersheimer Str. 15 1/2 unter. Hier sind noch Umbauarbeiten eingeplant. Neu erworben wurde auch ein unmittelbarer Nähe eine Wohnhaus, das in Eigenleistung renoviert wird.
2009
In das renovierte Wohnhaus in der Gaimersheimer Str. beginnt die Caritas-Kreisstelle Ingolstadt eine Kontakt- und Begegnungsstätte für Suchtkranke unter dem Namen "Villa Johannes". Im September ist am Standort Telemannstr. eine Hackschnitzelheizung in Betrieb genommen worden.
Bei "Essen auf Rädern" werden seit Juni auch sonn- und feiertags warme Mahlzeiten ausgeliefert.
Die Großküche ist seit Dezember EU-zertifiziert.
2011
Im Caritas-Markt konnten in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Ingolstadt 12 Bürgerarbeitsplätze eingerichtet werden (Laufzeit 3 Jahre).
2012
Die Fahrradwerkstatt zieht in die Gaimersheimer Str. 15 1/2 um.
2013
Abschluss einer Leistungs- und Entgeltvereinbarung mit dem Bezirk Oberbayern für teilstationäre Maßnahmen für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten (T-BSS) mit 13 Plätzen.
2014
In der Gaimersheimer Str. 15 wird ein Mehrparteienhaus mit Gaststätte erworben. Die Gaststätte wird verpachtet. Die Wohnungen werden nach und nach für therapeutische Zwecke umgebaut.
Die Einrichtung hat in diesem Jahr ihr 50jähriges Bestehen gefeiert. Dazu ist eine Festschrift erstellt worden. Ein weiteres Jubiläum in diesem Jahr ist das 40jährige Bestehen des Dienstes "Essen auf Rädern".
2015
Mit dem Bezirk Oberbayern ist eine Platzerweiterung des stationären Angebots um 5 Plätze verhandelt worden. In diesen sogenannten Trainingswohnungen können Bewohner ihre Mietfähigkeit unter Beweis stellen, damit sie zukünftigen eigenen Wohnraum erhalten können.
2016
Die Trainingswohnungen sind im September in Betrieb gegangen.
Beim europäischen Hilfsfonds EHAP konnte erfolgreich für drei Jahre eine Förderung für eine Fachstelle zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit "Mein Wohnraum" verhandelt werden und in Betrieb gehen.
In der Großküche ist die Organisation auf "Cook&Chill" umgestellt worden.
Der Laden "kunst&bunt" ist der Schreinerei angegliedert worden und befindet sich jetzt in der Hugo-Wolf-Str. 20. Nach der Auflösung der ergotherapeutischen Kreativwerkstatt ist die Eingangswerkstatt ebenfalls der Schreinerei zugeordnet worden. Die Recyclingwerkstatt ist in eine Elektrowerkstatt umgebaut worden und hat ihren Standort in der Gaimersheime Str. 15 1/2.
Grundflächen:
Hugo-Wolf-Straße 20, Ingolstadt
3000 qm Grund; Eigentümer ist der Bayerische Staat. Wir zahlen Erbpachtzins. Die Gebäude gehören dem Caritasverband.
Dieses Grundstück war früher militärisch genutzt. Es war das Stützpunktwerk II Nr. 101 Habermann und war eine vorgeschobene Festung vor der Stadt. Sein Name: Fort Habermann. Dieses Fort war als „Kreuzblockhaus“ 1837 gebaut worden. In der Friedenszeit wurde es als Pulver- und Munitionsmagazin verwendet. Das zweite Kreuzblockhaus „Minucci“ steht noch zum Teil (1 Flügel) im Minucciweg.
St. Alfons, Telemannstraße 8, Ingolstadt
9000 qm Grund; Grund und Gebäude gehören dem Caritasverband.
Gaimersheimer Straße 15 1/2, Ingolstadt
3300 qm Grund; Grund und Gebäude gehören dem Caritasverband.
Gaimersheimer Straße 15, Ingolstadt
1000 qm Grund; Grund und Gebäude gehören dem Caritasverband.
Carl-Benz-Ring 16 - 18, Gaimersheim
Grund ca. 6.000 qm. Der Grund gehört der Diözese Eichstätt und wird über die Pfarrpfründestiftung Gaimersheim verwaltet. Die Gebäude gehören dem Caritasverband.
Carl-Benz-Ring 14, Gaimersheim
Grund ca. 2.000 qm. Grund und Gebäude gehören dem Caritasverband.
Bisherige Leiter der Dienststelle
1. Walter Lukas, von 1964 bis September 1970;
2. Reinhold Hammerl, von Oktober 1970 bis Oktober 1971;
3. Anton Frank, von November 1971 bis 31.03.2005, (bereits seit Juni 1970 als Jahrespraktikant und Sozialarbeiter tätig)
4. Michael Rinnagl, seit 01.03.2005