Unser Leitbild
Warum braucht es uns eigentlich?
Menschen, die von Wohnungslosigkeit, Strafentlassung, Suchterkrankung, psychischer Erkrankung und/oder Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind, verlieren häufig ihren angestammten Lebensraum und sind auf Hilfe angewiesen[1]. Der Lebensweg dieser Menschen ist geprägt von seelischen, körperlichen, sozialen und finanziellen Belastungen.
Wie helfen wir?
Unser Ziel ist es, diese Menschen auf ihrem persönlichen Lebensweg zu begleiten, um die vielschichtigen Notlagen abzuwenden, zu beseitigen, zu mildern oder eine Verschlimmerung zu verhüten. Dazu stellen wir ihnen einen vorübergehenden oder längerfristigen Lebensraum zur Orientierung zur Verfügung. Mit Angeboten zur Beratung und Unterstützung, Betreuung und Versorgung sowie Beschäftigung und Qualifizierung bieten wir ihnen Strukturen und Perspektiven an[2].
Wer wollen wir sein?
Wir achten und respektieren die Würde und die Bedürfnisse der einzelnen Menschen. Unser Handeln ist von unserem christlichen Grundverständnis geprägt. Wir akzeptieren, dass jeder Mensch seine individuellen Vorstellungen, Wünsche und Lebensträume hat. Davon ausgehend achten wir insbesondere auf:
- Wertschätzung, durch die Menschen unabhängig von Taten und Leistungen ihren Selbstwert erfahren und entwickeln
- Zugehörigkeit, durch die Menschen einen Platz in der Gemeinschaft finden und Mut fassen
- Sicherheit, durch die Menschen Geborgenheit erfahren und Vertrauen aufbauen
- Selbstbestimmung, durch die Menschen Freiheit erleben, um Stärken zu erkennen, Ideen zu verwirklichen und Ziele zu setzen
Was bedeutet das für unsere Arbeit?
Bei uns werden Hilfesuchende und Hilfebedürftige zu Teilnehmern. Durch unsere Arbeit kommen die Lebenswege, Lebensträume und Lebensräume von Mitarbeitern und Teilnehmern in Kontakt. Wir erleben, dass die Ziele jedes einzelnen Mitarbeiters, die Ziele jedes Teilnehmers und die Ziele der Organisation unterschiedlich sein können. Es gilt, die Interessen auszugleichen. Dies erfolgt nicht um jeden Preis, denn das Scheitern ist die Chance für einen Neuanfang. Das Zusammenwirken aller Mitarbeiter in der therapeutischen Arbeit ist gleichzeitig Herausforderung und Motivation. Jeder Mitarbeiter wird dazu in seinem Handeln unterstützt. Die dazugehörigen Werkzeuge und Angebote orientieren sich an den nachfolgenden Fragestellungen.
Wie entwickeln wir unsere Organisation?
Das Leitbild ist die Richtschnur und der Maßstab für unseren Umgang mit hilfesuchenden Menschen, Mitarbeitern und Kunden. Auch das kirchliche und gesellschaftliche Engagement sowie das unternehmerische Handeln unserer Einrichtung werden dadurch geprägt. Es besteht für alle Beteiligten die Möglichkeit, ihre Aufgaben und ihre Tätigkeiten zu überprüfen und weiterzuentwickeln.
Mit einer Vision machen wir uns deutlich, wohin wir gehen wollen und wie es sein wird, wenn wir dort angekommen sind. Mit Zielen geben wir uns messbare Endpunkte für Teilschritte vor und regeln einzelne Aspekte des Leitbildes mit Grundsätzen. Dazu sind wir uns unserer Verantwortung für Gesellschaft, Umwelt, Qualität und Gesundheit bewusst. Unsere fachliche Arbeit für und mit den Teilnehmern beschreiben wir in Konzepten und Leistungsvereinbarungen.
Das unternehmerische Handeln der einzelnen Bereiche und deren Produkt- und Dienstleistungserbringung legen wir in Prozessbeschreibungen fest. Die Kunden- und Teilnehmerzufriedenheit ist messbar. Die Steuerung der betriebswirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erfolgt mit Kennzahlen.
Unsere Arbeit erledigen wir in Zusammenarbeit mit vielen Partnern außerhalb unserer Einrichtung. Wir präsentieren unsere Arbeit der Öffentlichkeit.
Wie entwickeln wir unser Personal?
Alle Mitarbeiter stehen in einer gemeinsamen Verantwortung für die Verwirklichung der Ziele. Die Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortungen sind im Organigramm und in Stellenbeschreibungen ersichtlich.
Wir suchen neue Mitarbeiter auf der Basis von Leitbild, Vision und Zielen aus und arbeiten sie dahingehend ein. Wir stellen sicher, dass alle Mitarbeiter zur Erfüllung ihrer Aufgaben qualifiziert sind. Dies erreichen wir durch Personalentwicklungsgespräche und Fortbildungsangebote.
Wie entwickeln wir unsere Teams?
Unser Informationsaustausch untereinander erfolgt zielstrebig aber geduldig, kritisch aber wohlwollend, offen und fair in festgelegten Besprechungen und Projekten. Bewusst ungeregelte - da überregulierte - Organisationsstrukturen und ‑prozesse gleichen sich mit persönlichen Gesprächen aus. Für die Weiterentwicklung werden die Teams durch Fallbesprechungen, Supervision und Coaching unterstützt.
Wie überprüfen wir uns?
Die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit aller dieser Prozesse und Maßnahmen überprüfen wir mit einer Managementbewertung. Daraus leiten wir den Verbesserungsbedarf ab.
[1] Über 345.000 Menschen in Deutschland sind ohne eigene Wohnung oder sind vom Wohnungsverlust bedroht (Quelle BAGW 2010). Über 2,9 Millionen Menschen in Deutschland sind ohne Arbeit, davon ca. 70% schon über mehrere Monate (Quelle Arbeitsagentur 2011). Über 9,5 Millionen Menschen in Deutschland konsumieren riskant Alkohol. 1,3 Millionen Menschen sind alkoholabhängig (Quelle Kreuzbund 2012). Innerhalb eines Jahres erkrankt in Deutschland jeder dritte Erwachsene an einer psychischen Krankheit (Quelle BPtK 2012). Über 17.000 Menschen werden pro Jahr in Bayern aus der Haft entlassen. Davon können 60 % im Anschluss ihr Leben nicht selbstständig organisieren (Quelle Justizvollzugsanstalten Bayern 2010).
[2] Die Caritas-Wohnheime und Werkstätten verstehen sich als Helfer und Anwalt von Menschen, die zu den Benachteiligten unserer Gesellschaft zählen. Aufgenommen werden Frauen und Männer mit besonderen sozialen Schwierigkeiten. In den Wohnheimen erhalten die betroffenen Menschen alle lebenswichtigen Hilfen: Verpflegung, Bekleidung, medizinische Betreuung sowie Beratung. Zusammen mit den Sozialpädagogen unserer Einrichtung werden regelmäßige Beratungen durchgeführt und die jeweils nötigen Therapien ermittelt und eingeleitet.
Unsere Werkstätten bieten eine große Spannbreite: von sehr einfachen bis hin zu komplizierten Tätigkeiten, je nach Leistungsfähigkeit. Alle Arten der Beschäftigung und Arbeit haben aber eines gemeinsam: sie dienen der Therapie und nicht gewerblichen Zwecken. Das heißt, es geht zunächst einmal darum, Eigenschaften wie Motivation, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und auch Arbeitstempo bei überwiegend praktischen Tätigkeiten zu fordern. Arbeitstherapeuten und -anleiter begleiten die Beschäftigten, die sowohl aus den Wohnheimen als auch von außerhalb kommen. In den Werkstätten wird auch ausgebildet sowie umgeschult. Zum Abbau der Arbeitslosigkeit gibt es in Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur, dem Jobcenter, dem Jugendamt, den Bildungsträgern und anderen Initiativen spezielle Angebote zur Berufsfindung, zur Qualifizierung und zum Wiedereinstieg. Projekte oder Initiativen sind z. B. Einstiegsqualifizierung für Jugendliche (EQJ), Arbeit statt Strafe, Arbeitsgelegenheiten, Eingliederungsvereinbarungen, gemeinnützige Arbeit.
Unter Umständen kann den Hilfebedürftigen in der Einrichtung nicht geholfen werden, weil die Notlagen die bestehenden Möglichkeiten sprengen. In diesen Fällen werden die Menschen an andere Einrichtungen oder Organisationen vermittelt oder weiterführende Hilfen empfohlen.